Es gibt 6 Beiträge von Dr. Bunsen Honeydew
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26.07.2007
Kevin tanzte mit Wölfen, stellte Briefe zu, beschütze Frauen und wehrte sich mutig gegen reudige Ganoven. Gleichermaßen einsam, suchend und philosophierend war er stets zur rechten Zeit am richtigen Ort. Vor allem aber war er für sein Schweigen bekannt.
Doch wenn er erst mal feucht wird, dann gibt es für ihn kein Halten mehr. Er ist die Almsick Hollywoods, die sich durch ausbleibende Besucher ('Waterworld') nicht kalt abschrecken lässt. Mit 'The Guardian' beweist Herr Costner zu Lande, zu Wasser und in der Luft, was ein wahrer Mann ist. Mehr noch, er ist ein Multitas-King.
Rettungsschwimmer Ben Randall ist bei der U.S. Coast Guard berühmt für seinen Einsatz, Menschen in Seenot zu retten. Costner es, was es wollte.
Das klingt cool und ist es auch. Herr Bruce W. aus H. beispielsweise möge sich wasserfest ankleiden, denn unser Protagonist nimmt es nicht mit irgend welchen Internet Bösewichten auf. Unser Held ist 'Der alte Mann und das Meer'. Er ist die lebende Legende.
Wo andere Rettungsschwimmer bereits Jahre zuvor an einen Schreibtisch versetzt wurden, um dem ersehnten Ruhestand entgegen zu furzen, ist unser Protagonist Retter und(!) Frauenversteher - trotz aller kleinen Unterschiede sowie Beziehungsuntauglichkeiten.
Auf der DVD heißt es:"Kevin Costner ist perfekt für diese Rolle, weil er so eine männliche Energie ausstrahlt als Hauptdarsteller wie auch als sensibler Mensch".
Doch reicht derart unvergleichliche Manpower für einen Film aus? Mitnichten!
Ein Punk(ed) names Kutcher stellt sich den strotzenden Urgewalten (Mann und Meer), unterwirft sich beiden stoisch und wird dabei selbst ganz Mann.
(Spoilerwarnung!)
Bis es dazu kommt, watet der Zuseher angestrengt durch zahlreiche Trainingseinheiten und einen überflüssigen zweiminütigen Ausbildungs-Videoclip (gefühlte 2 Jahre..), was dennoch lehrreich sein mag. Wer wusste denn schon, dass Fett oben schwimmt, Muskeln jedoch nicht. Oder dass Wasser hart wie Beton ist, Rettungsschwimmer (insbesondere deren Ausbilder) dennoch härter sein können.
Damit die Vater-Sohn Dramaturgie dem Beobachter nicht gänzlich die Kajüte flutet, plätschert dem Rekruten zeitweise ein leidlich gelungenes Techtelmechtel in den Schoß. Ja, auch ein angehender Rettungsschwimmer muss mehr vorweisen, als nur Leben retten! Leidlich dabei sind die Dialoge, deren Ziel äußerst belanglos ist.
Kutcher darf zwar unter Deck, um u.a. den Unterschied zwischen Brustschwimmen und Delphin zu kommunizieren. Doch zu sehen bekommt man eher wenig. Und damit ist (weil kein naggischer Äschtän) 'The Guardian' ausnahmslos ein Männer-Film.
Dass der flotte (auf der DVD enthaltene) Schlagabtausch zwischen Costner und einem Ausbilder entfiel, leuchtet mir gerade deshalb nicht ein. Ebenso darf für einen Männerfilm das Finale der Kinofassung frohen Mutes mit dem alternativen Ende der DVD ausgetauscht werden. Costner's berüchtiges Faible für Albernheiten ist schlicht zu viel des Guten Geschmacks. Wobei das spärliche Bonus Material der DVD enthüllt, dass nicht Costner allein für diesen Schmonz verantwortlich sei.
Gute 2 Jahre soll die Produktion dieser Planscherei gedauert haben, aller Katrina's zum Trotz. Den Darstellern sei zu Gute zu halten, dabei nie verschrumpelt aus zu sehen. Respekt!
Ich freue mich schon auf das nächte Costner-o-rama, welches künftig bitte auf die alt bekannten Stereotypen aller einsamen und stetig suchenden Männerseelen verzichtet.
Eine letzte Frage stellt sich der gemeinen Landratte noch: explodieren Hubschrauber im Kontakt mit Meerwasser grundsätzlich mit einem riesigen Feuerball?
PMS 0,5 (Kinofassung) - 0,48 (mit alternativem Ende)
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14.12.2006
Exkurs (in Liebe gewidmet an soccsss & kinokeule):
Entgegen der landläufigen Annahme haben Informationen bedeutend höheren Wert, wenn durch sie "der Genuss Dritter am Konsum eines Mediums nicht verdorben wird. [...] Die unerbetene Weitergabe von Spoilern gilt deshalb allgemein als grobe Unhöflichkeit."
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Spoiler_%28Medien%29
Seinen Faible für Charaktere in Zerwürfnissen lies Herrn Brian Nelson (written by) schon einige seiner Geschichten formen. Bisher fast ausschließlich für Episoden schreibend ('Wolffs Revier', 'JAG', '20.000 Leagues under the Sea', etc.) erweist er sich spätestens jetzt mit 'Hard Candy' als viel versprechenden Autor.
Die Grundidee der Handlung ist keine einfache Kost und hätte leicht ins Alberne (oder gar TV-Thriller-Niveau) sacken können. Dass dies nicht der Fall ist, bestärken die widersprüchlichen Aussagen und Handlungen der Figuren. Das großartige Zusammenspiel seitens Regie, Kamera, Schnitt, Musik und Schauspieler ist beeindruckend. Es erfordert ein hohes Maß an Offenheit um eine derartige Leistung zu erreichen.
Dieser Film ist weder Familienunterhaltung noch Partyfilm. Dem Zuseher wird maßgebliches Nachdenken abverlangt. Nichts in der Geschichte ist richtig oder falsch.
'Hard Candy' wirft viele Fragen auf, ohne dabei eine allgemein gültige Antwort zu erzwingen. Klischees findet man selten, gleichwohl die Akteure gewollt bestimmte Bilder hervor rufen. Somit vermögen Schubladenfächer sich verlockend selbsttätig zu öffnen. Doch fügt sich der Situation in einem Moment ein Fragment hinzu, ist man gezwungen dies sogleich zu hinterfragen. Und kühlt sich die Szenerie etwas ab, werden bereits neue Andeutungen geboten.
Bis zuletzt ist unklar, welche Meinung zum Thema vertreten wird und ob das Gezeigte politisch korrekt ist. Vielmehr wird der Zuschauer ohne klare Botschaft entlassen, außer: Man muss sich selbst ein Urteil bilden. Einer jener Filme nach denen es leiser zu werden scheint.
Kritiker dieses Films mögen anmerken, die Handlung sei ausnahmslos unrealistisch. Diesen Punkt kann man gelten lassen. Wie so oft eine Frage des Geschmacks. Meine Schmerzgrenze liegt bei 'Triple X'.
Der Fluch der Fortsetzungen möge diesen Stoff meiden.
PMS 0.6
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12.12.2006
"Scary Movie 4" ist nach Auswertung der Ergebnisse weniger Hit verdächtig als von Herstellerseite beworben wurde. Selbiges könnte man jedoch den Originalwerken zusprechen, die hier den Plot in gemischter Form bilden. Im Gegensatz zum sehr trashigen dritten Teil hält sich Nummer Vier wieder näher an den zu verulkenden Vorbildern. Das erscheint tendenziell positiv. Dem geneigten Zuseher wird ein humoriger Cocktail präsentiert, dessen gute Gags vielmehr Cocktail-Kirschen sind. Wem das schmeckt, muss kein extra schi-schi dazu tun.
Dass die Messlatte (! Wortspiel) der Dialoge, geschweige denn der Witze ein breites Publikum anpeilt war der Serie immer schon eigen. Im Bonus Material der DVD sei erwähnt: Das Studio wollte absichtlich eine Freigabe für junge Leute erreichen (Junges Publikum = infantiler Humor?).
Im aktuellen Labortest erzielte das Versuchsobjekt 35 Lacher. Darin enthalten waren Fäkalhumor, 'running gags' aber auch simple Vorlagendiskreditierung (landläufig als totale Verarsche bekannt).
Diesen Streifen als vermaledeites Übel oder hochwertiges Kino zu plakatieren sollte vermieden werden bezüglich der bekanntlich verschiedenen Geschmäcker.
Die Einspielergebnisse der ersten Woche waren in Amerika beeindruckend. So dürfte dem fünften Ableger nichts entgegen stehen. Wer nun den Vierten nicht runter bekam, weiss für Teil Fünf Bescheid.
Flieg' kleines Popcorn!
PMS 0.4
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27.09.2006
Bei Betrachtung der Vorankündigung zu "The Hills have Eyes" dürften Routiniers des grauenvollen Lichtspiels auf marginales Potential spekulieren. Vielmals fand jene Mär Verbreitung: eine Gruppe gerät abseits des Weges und Onkel Murphy greift in die Klaviatur. Überraschenderweise erschallt dieses Spiel als betörendes Fest für die Sinne.
"Schönheit ist nur oberflächlich, aber Hässlichkeit geht durch und durch." (..auch Murphy).
Gleichwohl liegt vor dem 'Vergnügen' die Arbeit (letztere erfreulicherweise von erträglicher Dauer).
Aufgesetzte Schock-Effekte durch umher huschende Schatten begleitet von brachial lauten Tusch-Akkorden, waren, sind und werden nie anspruchsvolles Stilmittel sein, um Suspense zu erzeugen.
Eine gewisse appellative Wirkung wurde hingegen bestätigt.
Überdies stinken genretypische Stereotypen gen Himmel (wie das berühmte, von Fäulnis zerfressene Gammelfleisch).
Beispielsweise die Absicht der umtriebigen Gemeinschaft, ihren ursprünglichen Weg mit einer Abkürzung zu modifizieren (Abkürzungen in der Wüste, alles klar..).
Dem daraufhin folgenden Störfall (interessant), gepaart mit dem Verlust der Rückzugsmöglichkeiten (obligatorisch) und der daraus resultierenden Suche nach Alternativen folgt man schaulustig.
Mit verantwortlich für das bereitwillige Beobachten der Geschichte sind Atmosphäre und Erzählweise.
Die Charaktere sind rücksichtsvoll gezeichnet und bereits früh im Subkontext verankert.
Der Vater ist ein Gesetzeshüter im Ruhestand, seine Frau sinniert still über die Vergangenheit. Ihr Sohn hat gelernt mit Waffen zu hantieren. Die jüngere Schwester rebelliert selbstverliebt. Die ältere dagegen ist selbst Mutter nebst dem vom Vater verachteten Partner. Alle sorgen sich gewissenhaft um die beiden Schäferhunde der Familie.
Kurz: Diese Familie spiegelt die amerikanische Gesellschaft wieder als einfache Menschen mit dem Anspruch auf Freiheit, Selbstverwirklichung & Sicherheit.
Neben den erwähnten Akteuren (zur weiteren Belegschaft gleich mehr..) lassen die herausragende Detailverliebtheit der Sets gepaart mit den vortrefflich gewählten Schauplätzen das Auge weiden. Als Sehenswürdigkeiten dienen beispielsweise ein Kraterfeld sowie eine Siedlung die stark an 'California' (mit Duchovny und Pitt) erinnern dürfte.
Glücklicherweise pfeift nach einer halben Stunde ein flotter Wind durch Alexandre Aja's Remake des gleichnamigen Vorbilds von Wes Craven (anno 1977). Denn der Terror bricht herein (und das wirklich nicht zu knapp). Dabei trennt sich jedoch der geneigte Zuseher vom Horror-Liebhaber. "The Hills have Eyes" ist wahrlich kein "Perdeflüsterer". Wer auf sezierte Brutalitäten in Filmen getrost verzichten kann, wird diesen Film möglicherweise verschmähen.
Die Angreifer agieren pervers und voller Hass, es wird in keiner Weise geschönt. Die 'guten' Menschen (vom gesellschaftlich verbreiteten Verständnis betrachtet) werden mit den bis dahin ungeahnten Facetten des Abgründigen konfrontiert. Dennoch wird bis zuletzt das Täter-Opfer-Gefüge nie in klarem Schwarz-Weiß dargestellt. Glaubt ein Akteur seinen Verstand unter Kontrolle zu haben wird im Verlauf klar, wie leicht sich dies ändern kann. Bereits abgelebte Akteure entschwinden nicht nutzlos der Dramaturgie sondern bieten weiterhin Bestand für Charaktere und Handlung. Das ist frischer Schnittlauch im Garten.
Schnitt, Soundtrack & Make-up liegen auf äußerst hohem Niveau. Auch daher dürfte für viele "The Hills have Eyes" zu drastisch wirken. Hervorzuheben sei der Mut & die Professionalität der Produktion, die Entartungen nicht aufgrund limitierter Möglichkeiten in Dunkelheit zu hüllen (wie etwa in "Alien vs. Predator").
Kommen kassentauglichere Produktionen gerne ohne Subkontext aus, beispielsweise "House of Wax" (ausgenommen Oberflächlichkeit als Untugend), verfolgt "The Hills have Eyes" eine deutlich klassischere Machart.
Einerseits werden Entstellungen vorgeführt, auf den ersten Blick in der typischen Betrachtungsweise als unnatürlichen Kreaturen. Mitleid und Abneigung stehen im Wechsel. Andererseits sind jedoch die Menschen selbst (die amerikanische Regierung) für die Schicksale verantwortlich. Die Atombombentests der 50er Jahre werden angeprangert, deren Schäden bis zum heutigen Tag Nachwirkungen bereiten. Dies geschieht zu Beginn visuell, im Verlauf der Geschichte im unmissverständlichen Dialog.
Regisseur Aja liefert Angst und Schrecken, ohne das Publikum wiederholt mit mahnenden Zeigefinger zu entlassen. Der blutrot hinterlegte Abspann (ein trickreiches Mittel) hinterlässt das Gesehene als Einzigartig in Erinnerung.
Dennoch ist die Kritik zur Politik in Amerika unausweichlich, bedenke man die 'Befriedung' im Irak, die unplanmässig zahlreichen Golfkrieg-Opfer auf Seiten der amerikanischen Soldaten oder die immensen Auswirkungen der über
Hiroshima abgeworfenen Atombombe.
Als direktes Statement sei der Vater der Familie zitiert: "Bobby, leave Doug alone. He's a democrat. He doesn't believe in guns.".
In der Darstellung von Gewalt (physischer wie psychischer) ähneln sich dabei "The Hills have Eyes" und "The Devils Rejects", wobei sich letzterer stärker auf die allgemein gültige Moral konzentriert: Wer böses tut muss dafür büßen.
Schließlich lässt sich "The Hills have Eyes" trotz einer Hand voll Anschlussfehler (Sonnenstände die zwischen Schnitten wechseln, atmende Leichen oder verschlossene Türen, die kurze Zeit später ohne aufzuschließen geöffnet werden..) als einen der besten Horrorfilme der letzten Jahre bezeichnen. Dies ist ein expliziter und lauter Film, den man bewusst mehrfach ansehen sollte.
187-Skala: 0.2
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18.09.2006
Wer hätte geahnt, dass Rollkragen Pullover dermaßen zeitgemäss sind?
"Die Erde selbst ist dem Wahnsinn zum Opfer gefallen" und Herr Costner erneut im Land der seltsamen Einzelgänger angelangt. Er ist der Antiheld, der sich seine Mahlzeiten mit List und Spiel ergaunert.
Auf seiner ziellosen Reise begegnet ihm ein hochmotivierter ehemaliger Kopiergeräte-Verkäufer samt Gefolge - den Holnisten.
In der Begleitung jener lernt Herr Costner einige praktische Anwendungsbeispiele kennen, um Ruhm und Ehre zu erlangen. Nach einigen heiteren Schlagabtauschen zieht Herr Costner von dannen.
Bald trifft er auf das friedliche Örtchen 'Pineview'. Es dauert nicht lange bis die gutmütigen Bewohner des Dorfes Herrn Costner zu Ihrem Ehrenbürger ernennen. Seine Geschichten erheben die Dorfbewohner ausnahmslos.
Verkäufer a. D. Bethlehem erfährt von der steigenden Popularität des Herrn Costner.
Bethlehem sieht in der neuen Konkurrenz eine wachsende Bedrohung seiner Werte und macht sich auf die Suche. Schicksalhafte Irrungen und Wirrungen folgen bis sich beide erneut gegenüber stehen.
"The Postman" beschreibt das unerlässliche Aufbegehren gegen Unterjochung. Ein Appell, sich dem Schicksal zu stellen und Widrigkeiten zu überwinden.
Der Subkontext (Zaunpfahl wäre treffender) legt nahe, Terror ist nicht der Weg zu unsterblichem Ruhm sondern ausschliesslich selbstloses und mutiges Handeln.
Dabei ist dieser Film in einer Art Westernlook gehalten, der von Beginn an mit fortschreitender Minute zur melodramatischen Schmonzette ausufert.
Mein liebster Dialog:
Costner: "Wie alt sind Sie?"
Old George: "Ich bin achtundsechzig, Sir."
Costner: "Kann ich... Kann ich Ihnen eine frage stellen? Sind Sie... Können Sie reiten?"
Old George: "Nein. Und gut zu Fuß bin ich auch nicht mehr."
Costner: "Und warum sind Sie hier?"
Old George: "Ich habe Erfahrung."
Costner: "..Erfahrung.."
Costner bemerkt das 'AIRBORNE'-Tattoo auf dem Arm des Mannes: "Woher haben Sie das?"
Old George: "Neunzehnhundert - siebzig - ein Mädchen mit Augen, die wahren so gross wie Untertassen, verführte mich in einer Stadt namens Saigon."
Costner: "Okay!"
187-Skala: 0.75
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01.08.2006
Wer im Anspann die Credits sieht, dürfte die Gewichtung der Emotionen in "Open Range" erahnen. Mir ist bisher kein Western mit solch schnörkeliger Schrift untergekommen. Außerdem wurde ?Cosnters Western? in erster Linie als Drama firmiert. Wer auf Firlefanz achtet...
Entgegen Colonia schätze ich die möglichen Besucherzahlen höher ein als größtenteils im Forum erwartet. Es muss ja nicht jeder Streifen der derzeit populären Methode folgen, mit Bombast-Overtüre und unerwarteten Twists zum Schluss einen massentauglichen Film zu erzielen. Das ?Open Range? einen relativ linearen Spannungsbogen bietet, finde ich in der Vielzahl der Effekt beladenen Erscheinungen als angenehm.
Die Überlänge des Films wirkt auf mich stimmig, wobei ich ?Open Range? auf DVD zuhause inklusive Pinkel- respektive Kühlschrankpausen sehen durfte. 138 Minuten im Kino könnten dann aber schon etwas weniger spaßig sein.
Dennoch findet der erste Mord schon nach 1/4 des Films statt. Will heißen, zwischendrin bietet der Plot Suspence-Häppchen die weiterhin neugierig machen. Wäre es in einer kürzerer Fassung nicht etwas merkwürdig, Costner & Kollegen erleben den Plot noch geraffter? Schließlich wird den Charakteren ein ganz schöner Batzen Probleme aufgehalst. Da muss man sich schon erst mal drauf einstellen.
Im Nachhinein behalte ich den zeitlichen Kern des Films zwischen dem Mord an Mose & Tig bis hin zur Schiesserei im Sinn. Letztere empfand ich chaotisch. An der Stelle hätte ich lieber etwas weniger gesehen. Mir kam es so vor, jemanden zu erschießen koste wenig moralische Überwindung für sowohl die Guten als auch Bösen. In diesem Fall hätte der gesamte Plot extrem schneller (mit brutalen Morden) gelöst werden können. Dann käme aber die Romantik (darf man gar Liebesgeschichte sagen?) zu kurz.
Thema des Films ist für mich der Unterschied zwischen dem rauen Leben in der Natur, von korrupten Gesetzeshütern willkürlich in Mitleidenschaft gebracht und dem Wiederaufleben von Sehnsüchten eines Cowboys mit fragwürdiger Vergangenheit.
Ohne Duvall & Crew hier zu unterschlagen, wobei ich das tendenziell wortlose Spiel zwischen Costner & Duvall sehr gut gelungen finde, ist doch der Hauptaspekt in ?Open Range? der Kampf gegen die Widrigkeiten des Lebens.
Lübke trifft es auf den Punkt: Geduld ist hier sehr wichtig. Sowohl beim Thema als auch bei der Präsentation.
Die Qualität der Dialoge in ?Open Range? ist meiner Meinung nach nicht allzu unterirdisch. Sätze á la ?Ein Mann muss tun was er tun muss..? überzeugen zwar selten bis gar nicht. Aber es gibt Costner Filme, die eben noch miesere Dialoge aufweisen. Wie wäre es mit ?Bodyguard?? Der ist was für ?Freunde von Peinlich- und Dämlichkeiten?. Nebenbei war der ein Kassenmagnet.
Es wird wohl an der Zeit ?Postman? anzusehen.
187-Skala: 0.34
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